Ameröllchen

Es werden so viele Ameröllchen aus der langen Zeit unserer Partnerschaft erzählt und es wäre doch schade, wenn sie verloren gingen.

 

Deshalb haben wir mit dieser Seite eine Plattform geschaffen, um Geschichten aus Walheim-Aachen-Montebourg zu sammeln und sie den Freunden unserer Partnerschaft kundzutun und zu verewigen.

 

Werden Sie Autor/in und schicken Sie uns Ihre Geschichte.

ladislaus.hoffner@t-online.de

 

Eine wichtige Anschaffung des französischen Komitees
- Ein Beitrag von Herbert Hauer -

Seit einigen Jahren war es dem deutschen Komitee bekannt, dass die Franzosen sehr knapp mit finanziellen Mitteln ausgestattet waren. Unser damaliger Vorsitzender, Herr Hoffmann, gab uns Begleitern jedes Jahr etwa 1000 DM in bar mit, um eine zusätzliche Busfahrt in Frankreich zu bezahlen. Das war in Frankreich hinterher schon eine fest eingeplante Operation, auf die die damalige Vorsitzende, Madam Perio, schon sehnlich wartete. Von der Stadt Montebourg wurde der französische Verein kaum unterstützt, auch fehlten weitgehend andere Einkünfte. Die Eltern der Austauschteilnehmer mussten für die Kosten aufkommen.

Daher war es für das ganze Komitee eine bedeutende Errungenschaft, im Jahr 1986 eine Filmkamera anschaffen zu können. Der Wichtigkeit dieses Ereignisses gemäß bereitete sich Madam Perio auf den ersten Einsatz der Kamera vor. Das sollte am Abschiedsabend der Jugendlichen, an dem auch immer alle Gasteltern und die Gemeindevertreter eingeladen waren, geschehen.

Nachdem die üblichen Begrüßungs- und Dankesreden verhallt, die Jugendlichen endlich ihre Teller gefüllt und zur Ruhe gekommen waren, trat Madam Perio auf den Plan, richtete , wie sie es in der Beschreibung gelernt hatte, die Kamera ein und schritt ganz bedächtig – ohne größere Erschütterungen zuzulassen – von Tisch zu Tisch. Alle nunmehr zu Statisten gewordenen und trotzdem im Fokus stehenden Personen waren sich der Bedeutung dieser Situation bewusst und verhielten sich dementsprechend  unnatürlich „anständig“. Wer konnte schließlich ahnen, wo die Aufnahmen später zur Bewunderung freigegeben werden würden. So fand der Abend eine hohe Würdigung, die in dieser Intensität noch keinem Jugendlichen und sicherlich auch noch wenigen normannischen Eltern widerfahren war.

Die Veranstaltung näherte sich dem Ende und einige Eltern hatten ihre Kinder schon in die bereitstehenden Autos verfrachtet. Dann begann das große Aufräumen. Auch Madam Perio packte ihre mitgebrachten Schriftstücke ein und widmete ihrer Kamera besondere Aufmerksamkeit beim Verhüllen. Durch reinen Zufall entdeckte sie dabei, dass Ihr ein großer und folgenschwerer Fehler unterlaufen war – Sie hatte die Schutzkappe noch immer vor der Linse.

Die noch Anwesenden brachen in lautes Gelächter aus, der Vorsitzenden war dieser Moment sichtlich unangenehm und peinlich zugleich. Die wochenlange Vorbereitung vollkommen umsonst.

Jahre später konnte sie selbst darüber lachen und versicherte mit fester Stimme, dass ihr das nie wieder passiert sei.

Ein Auto für Begleiter
- Ein Beitrag von Herbert Hauer -

Als Begleiter der Jugendlichen hatte man in Frankreich nicht immer das reine Vergnügen. Die Jugendlichen wollten teilweise Urlaub genießen oder sich nicht immer gerne an die Gepflogenheiten in den französischen Gastfamilien halten. So gab es manchmal Unstimmigkeiten, die auch schon mal zum Wechsel der Gastfamilien führen mussten. Dafür war ein Besuch der Begleiter immer notwendig. Das hieß für Herrn Hoffmann, unseren damaligen Vorsitzenden, die Begleiter müssen an Ort und Stelle beweglich sein und über ein Fahrzeug verfügen können. Manchmal war die Bereitstellung eines Autos kein Problem. So stellte uns die Landwirtschaftsschule der Abbaye im Jahre 1985 einen 2CV zu Verfügung. Ein „Kultauto“ wie sich herausstellen sollte.

Am zweiten Besuchstag sollten wir den Wagen abholen und, weil wir gleich einen Besuch in St. Vast vorhatten, waren wir auch sommerlich hell gekleidet und machten uns mit den Eigenheiten des Autos vertraut. Es schien alles wunderbar zu klappen. Wir fuhren los nach St Vast. Dort angekommen stiegen wir aus und wunderten uns über die neue Maserung auf Rücken und Hose. Das Plastikrückenteil und der Sitzschutz hatten in der Wärme „abgefärbt“. Niemand auf dem Bauernhof hatte uns gewarnt vor der Verschmutzung des Wageninneren.

Die Fahrten durch die engen Straßen der Normandie waren gewöhnungsbedürftig, machten aber hinterher richtig Spaß – ein Schaukelgenuss. Während eines Gewitters stellten wir fest, dass mehrere Stellen des Schiebedaches wohl nicht mehr so ganz einer solchen Belastung standhalten konnten und munter mehr als Sieb fungierten. In unserer Not benutzten wir den einzigen zu Verfügung stehenden Klebstoff (Tesafilm), um wenigstens einigermaßen trocken nach Hause zu gelangen. Auf diesem Weg in der Nähe von Briquebec  kamen wir in eine Polizeikontrolle. Wir hatten so eine Ahnung!!! Aber die französische Polizei ist manchmal gar nicht so streng. Der Polizist sagte mir nur: „Bei diesem Auto sollte ich mich doch bitte anschnallen“. Ein Stein fiel mir vom Herzen.

Nur gut, dass er nicht näher hinschaute. Denn wie wir festgestellt hatten, brauchte man den Wagen nirgendwo abzuschließen, weil man das Gaspedal einfach mitnehmen konnte. Es lag manchmal nur so im Wageninneren.

Trotz aller Mängel konnten wir unsere Aufgabe voll erfüllen und haben jeden „Brennpunkt“ erreicht. In der Abbaye war der Leiter erfreut, als wir den Wagen ohne besondere Vorkommnisse wieder zurückbringen konnten. Im Nachhinein erwähnte er doch große Bedenken,  uns damit losgeschickt zu haben.

„Ein Leben wie Gott in Frankreich“ oder „Die hohe französische Küche“
- Ein Beitrag von Herbert Hauer -

Seit Jahren besuchen wir unsere französischen Freunde in Montebourg bei vielen Gelegenheiten und zu allerlei Anlässen. Immer werden wir freundlich aufgenommen und köstlich bewirtet – umgekehrt geschieht das Gleiche beim Besuch der Franzosen in Deutschland. Aber über diese Gastfreundschaft hinaus möchten die Gastgeber nochmal „einen“ draufsetzen und laden ihre deutschen Freunde zu einem Essen in Feinschmeckerlokalen ein, so auch in diesem Sommer in ein Lokal in Barfleur, dem auch unter Franzosen ein sagenhafter Ruf und die Krönung der französischen Küche vorauseilt.

In dem kleinen, gemütlichen Hafen fand ein Flohmarkt statt, die Sonne schien, es war warm, der Tisch bestellt und alle nur bestens gelaunt. Dann kündeten dunkle Wolken Unheil an. In unvorstellbarer Eile entlud sich ein Gewitter, die Menschen suchten trockene Stehplätze und drängten alle in die Lokale oder Hauseingänge – für viele einfach zu spät.

In diesem Gedränge nahte aber auch die Zeit unserer Tischreservierung, die man in Frankreich möglichst nicht verstreichen lassen sollte. Unsere Plätze waren nicht zu erreichen – die Garcons vertrösteten die Wartenden. Viele wagten dann doch einen weiteren Versuch, ihr Auto zu erreichen und wir hatten nach 30 Minuten nicht unseren aber einen Tisch für vier Personen ergattert und freuten uns nun auf ein Gourmetessen nach echt französischer Art.

Die Bestellung erfolgte erstaunlich gelassen und alles ging auf einmal, als hätte es diese Aufregung gar nicht erst gegeben. Neben einem guten Muscadet wurde auch sehr schnell die „Terrine du Chef“ serviert, wir unterhielten uns noch etwas erregt, aber schon mit Messer und Gabel in der Hand. Diesen kurzen Moment nutzte eine kleine Made, sich aus dem Salatblatt zu entfernen, weil der Essig wohl zu scharf und ungewohnt für sie war. Sie war schön anzusehen – hatte wohl auch begriffen, dass sie dort nichts zu suchen hatte. Ganz verschämt und mit einer tiefen Entschuldigung nahm der Garcon den Teller mit Auflage und Made weg, um sie dem Küchenchef zu zeigen.

Dieser beeilte sich sicherlich, denn beachtlich schnell stand ein Ersatzteller vor mir. Während wir noch über diese „schöne“ Made sprachen, kroch auch aus diesem neuen Salatblatt eine zweite Made heraus – noch etwas größer und farblich etwas intensiver, aber nicht ganz so schnell. Der Garcon dagegen war sehr schnell, brachte auch diese lebende Vorspeise zum Chef. Dieser belegte nun einen dritten Teller und brachte ihn mir höchst persönlich an den Tisch mit einer tiefen Verneigung und einer unterwürfigen Entschuldigung. Er selbst habe diesen frisch geernteten Salat gereinigt und angerichtet, das sei ihm noch nie passiert.

Das weitere Essen war lecker und –man konnte es fühlen und schmecken – mit „Liebe und Sorgfalt“ gekocht und angerichtet. Die Freunde hatten wirklich ein hervorragendes Lokal ausfindig gemacht. Wir können es nur empfehlen!

Der Chef persönlich erschien nach dem Dessert, stellte eine frisch geöffnete Flasche Calvados auf den Tisch, wünschte uns ein freundliches „Salut“, weil wir ihn so sehr überrascht hätten mit unserer Ruhe. Andere hätten das Lokal mit großem Lärm verlassen und seinem Ruf dadurch sehr geschadet.

Uns hat es nur im Nachhinein leidgetan, dass wir aus Zeitmangel die Flasche nicht ganz leeren konnten, das hatte der Chef erwartet.  

Schon oft ist diese Geschichte erzählt worden und hat zum Scherzen angeregt. So hoffe ich auch jetzt!    
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